Flucht und Vertreibung im europäischen Dialog? Ideen zum deutsch-polnischen Kulturzentrum zur regionalen Geschichte in Frankfurt

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„Flucht und Vertreibung im europäischen Dialog? Ideen zum deutsch-polnischen Kulturzentrum zur regionalen Geschichte in Frankfurt (Oder)“

Vortrag in der Research Factory Reihe des Viadrina Centers B/ORDERS IN MOTION in Zusammenarbeit mit dem „Oekumenischen Europa-Centrum Frankfurt (Oder) e.V.“ in der Reihe „Grenzgespräche“

 

Mittwoch, 28. April 2021,

 

Rednerin: Dr. Magdalena Abraham-Diefenbach (Professur für Denkmalkunde, Viadrina) 
Moderation: Prof. Dr. Gangolf Hübinger (Viadrina Senior Fellow) 

 

Abstract

Der Vortrag thematisiert die Geschichte von Flucht und Vertreibung sowie die Geschichte der Region dies- und jenseits der Oder in deutsch-polnischer wie in europäischer Perspektive. Vorgestellt und diskutiert werden Ideen und Herausforderungen für das künftige deutsch-polnische Kulturzentrum zur regionalen Geschichte in Frankfurt (Oder).

 

Einführend soll die Geschichte der Stiftung Brandenburg, die 1974 aus der Landsmannschaft Berlin-Brandenburg heraus entstanden ist und seit 1999 ihren Sitz in Fürstenwalde hat, skizziert werden. Sie betreibt das Haus Brandenburg, das eine Bibliothek, Archiv und museale Sammlung zur Geschichte derjenigen Kreise der Provinz Brandenburg beherbergt, die seit 1945 zu Polen gehören.  

 

Auf der Basis dieser Sammlung, in Zusammenarbeit mit der Stadt Frankfurt (Oder), der Europa-Universität Viadrina, dem brandenburgischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung und polnischen Partnerinstitutionen aus der Woiwodschaft Lebus kann im Collegienhaus in Frankfurt (Oder) eine neue, zukunftsgewandte Einrichtung entstehen, die die Fragen der Zwangsmigration, der regionalen Geschichte beiderseits der Oder, der Beheimatung, der Identität und des deutsch-polnischen Zusammenlebens an der 1945 entstandenen Grenze mitten in Europa in einer intergenerationellen und internationalen Arbeit aufgreift.

 

In dem Vortrag sollen die Ideen für die neue Einrichtung diskutiert und Fragen formuliert werden, die auf dem Weg dahin und bei der Arbeit einer solchen Einrichtung auftreten können: Wie sprechen wir über die gebrochene, geteilte und wieder zusammenwachsende Region, um zugleich die ehemals Geflüchteten und Vertriebenen sowie Schüler:innen zu erreichen? Wie erzählen wir die Geschichte des Jahres 1945 aus deutscher, polnischer und russischer Perspektive?

 

Dabei soll der Blick auf das gesamte 20. Jahrhundert und den europäischen Kontinent mit seiner Gewaltgeschichte, zwei Weltkriegen und der Idee des Nationalstaates die Überlegungen stets erweitern, den breiteren Kontext liefern und die Entwicklungen an der Oder verständlich machen.

 

Die Geschichte von Flucht und Vertreibung hat sich in die Familiengeschichte von Millionen von Polen, Deutschen, Europäer:innen fest eingeschrieben. Fast jede Familie in der Woiwodschaft Lebus oder Pommern sowie in Frankfurt (Oder), dem Landkreis Oder Spree oder im Märkisch Oderland kann in ihrer Geschichte die Erfahrung des Verlustes der Heimat und des Neuanfangs wiederfinden.

Für die Identität und die Verwurzelung der Einwohner:innen der gesamten Region kann es gewinnbringend sein, auch die jahrhundertelange Geschichte der Region kennenzulernen. Im Vordergrund steht aber die Auseinandersetzung mit dem 20. Jahrhundert, mit eigenen Erfahrungen, mit Erzählungen der Großeltern, um das das jeweilige Nachbarland besser zu verstehen.

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